Die Superpower der BDSM Subkultur

Die Superpower der BDSM Subkultur

An einer Lesung kam kürzlich eine spannende Frage auf: „Was können aktivistische Gruppen von der BDSM-Community lernen?“

Unsere Antwort ist etwas utopisch und trifft gewiss nicht bedingungslos und überall zu. Trotzdem war das innere Antworten auf die Frage ein kleiner Liebesbrief an die BDSM Community und daher wollen wir diese Gedanken mit euch teilen:

Kreativität im Zentrum
Die Subkultur bringt durch ihre Intention ganz selbstverständlich gestalterische Haltung mit – sie folgt unseren Fantasien und Begierden. So entstehen Räume, die zentriert und fokussiert sind. Unsere Freude steht im Mittelpunkt und es gibt viel Raum für Neugier, Spiel und eine intrinsisch motivierte Sinnhaftigkeit.

Anarchistischer Wissenstransfer
Da für die Ausführung von unseren Spielen Sicherheit, Techniken und Wissen wichtig sind, schenken wir uns gegenseitig Ressourcen wie Wissenstransfer, Zeit, Energie und Kooperation. Dieser Support ist oft ein Impuls der Grosszügigkeit und geteilter Freude / Verbindung.

Kultur der Bürgschaft
Für uns ist es selbstverständlich, eine lebendige und aktive Kultur des sozialen Austauschs zu pflegen. Das offene Gespräch über unsere Sessions und Spielpartner*innen ist dabei ein wichtiges Werkzeug: Es ermöglicht uns, einander ehrlich und fair zu begegnen und sorgt dafür, dass sich alle innerhalb der Community sicher fühlen können. Wir verstehen uns als Gemeinschaft, die Ungerechtigkeiten nicht schweigend hinnimmt – wir sprechen sie aktiv an und beziehen klar Stellung.

Sex in Gemeinschaft
Unsere sexuellen Praktiken finden nicht nur hinter verschlossenen Türen statt. Wir erschaffen und erleben gemeinsame Räume, in denen wir voneinander lernen, einander beobachten, miteinander lachen – und uns, wenn nötig, unterstützend zur Seite stehen. Neue Ideen, Inputs und Lernmöglichkeiten werden durch das gemeinsame Erleben und Bezeugen anderer erfahrbar – direkter und greifbarer als durch Theorie, Worte oder Vorträge. Hierbei spielen die tollen Erlebnisse genauso eine wichtige Rolle wie die Moment, wo wir Fehler machen oder scheitern. Diese geteilten Erfahrungen schaffen Verbindung, Vertrauen und ein Gefühl von Kameradschaft.

Rituale als Lebens-Kompass
Durch klar verhandelte Spiel-Rituale haben wir die Möglichkeit, innere Erfahrungen zu machen, zwischenmenschliche Beziehungen zu kultivieren und spirituelle Zustände zu erleben. Die erlernten Weisheiten können wir an unser Umfeld heraustragen. So können wir festgefahrene Muster besser erkennen, unsere Welt grösser machen und miteinander wachsen.

Vokabular
Wir entwickeln Sprachen und Verhandlungen aktiv und viele von uns sehen sich in einem stetigen Lern- und Optimierungsprozess. Die Früchte, welche unsere Verhandlungs-Kulturen mit sich bringen, sind auch eine gesellschaftliche Inspiration. So haben andere auch Inputs und Ideen, wie sie über ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse klarer werden und diese formulieren können.

 

Sidonia
sidonia@zwischenwelten.ch
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